47 Laboratory – Sakura Systems
Gibt es Zufälle? Was ist ein Zufall? Es ist etwas, das mir zufällt. Wenn es mir zufällt, ist es aber für mich bestimmt. Zufall ist also Bestimmung!
Wenn ich durch Zufall Dieses und nicht Jenes mache ist es mir bestimmt, zu diesem Zeitpunkt eben diese und nicht jene Erfahrung zu machen, diesen und nicht jenen Entwicklungsschritt. Was aus dem Blickwinkel der Gegenwart oft unverständlich ist, aus der verklärten Sicht der fortgeschrittenen Jahre erkennt man durchaus eine Perlenschnur von zielgerichteten Ereignissen.
So war es auch bei meiner durchaus profanen Suche nach einem geeigneten CD-Spieler der aus Gründen der Praktikabilität meine Platine Verdier ersetzen sollte (was natürlich rein funktionell gemeint ist), nachdem das dritte System seine Nadel eingebüßt hatte- sei es jetzt die Putzfrau oder meine damals kleine Tochter gewesen.
Obwohl ich inzwischen wieder die analoge der digitalen Wiedergabe eindeutig vorziehe, hat mich die Platine Verdier rückblickend sicher nicht dermaßen vom Hocker gehauen wie es manche Freaks gerne sehen möchten. Ich halte sie für ein Musikinstrument- aber eines für bedächtige Lauscher in schlaftrunkenen Stunden.
Nun gut. Die Ikone war weg und ein audiophiler Bekannter erzählte mir was von einem "Flatfish". Das Ding war wohl rasch im globalen Netz gefunden, es war aber unmöglich aufzutreiben.
Da hatte besagter Zufall eine besondere Lernaufgabe für meine gutgläubige Person auf Lager. Ich machte die zweifelhafte Bekanntschaft mit einer speziellen Art von Hifi- Guru; die Spezies von Bastlern, die prinzipiell alles besser konnte und wusste als sonst jemand im Club. Was er dann tatsächlich besser konnte war, Geräte zu versprechen, die niemals fertig gebaut wurden. Immerhin gesellte sich auf diesem Wege ein getunter TEAC in meine Anlage, der seine Dienste recht proper verrichtete.
Und ich lernte: es müssen keine Röhren sein. Hatte da tatsächlich jemand behauptet, glühende Glaskolben spielten schneller und rhythmischer als Transistoren??
Wahrscheinlich musste ich um dieses Wissen bereichert werden, bevor sich dann das ersehnte Tor auftat und mir einen echten 47 Laboratory "Flatfish" bescherte. Und nicht nur das. Auch ein "Gaincard" (25 Watt weil musikalischer mit doppeltem Netzteil) sowie ein "Progression DAC" mit eigenem Power Dumpty stellten sich ein. Sie befeuerten ein Pärchen 47 Lab "Lens". Und ich war begeistert! Das war Rhythmus, das war Geschwindigkeit, eine Fülle von bisher ungehörten Details, Raum, Melodien die rein und klar jede für sich aber dennoch im richtigen Kontext erklangen. Nichts Aufgedunsenes, nichts Unscharfes, nichts Langweiliges.
Dann diese völlig andere Optik und Haptik. Die Zeit der schweren Kisten war vorbei. Man konnte die Dinger nett auf einem Tischchen gruppieren, verbunden mit zarten 47 Laboratory "OTA-Kabeln", die Netzteile etwas abseits. Richtige Eye- Catcher, Monoblöcke im Zigarettenschachtel-Format.
"Nur das einfachste wird dem Komplexesten gerecht" schreibt der Hersteller und beschränkt sich technisch auf extrem kurze Signalwege mit einer Mindestzahl von Bauteilen. Das Prinzip funktioniert und wird auch von anderen Konstrukteuren mit Erfolg umgesetzt (siehe Charles Altmann, Don Garber und einige mehr).
Und die Spirale der Erkenntnis dreht sich höher. Wie mit Seismographen konnte ich mit dieser Anlage meine Rack-Konstruktionen über Jahre verfeinern, konnte jede geringste Veränderung hörbar machen und ausloten.
Es wurde mir deutlich vor Ohren geführt, wie viel mehr durch Feintuning aus schon guten Geräten herauszukitzeln ist. Daher Freunde: Geräte hinstellen und hören ist sicher nur die halbe Miete! Ohne Ausnahme! Schade um das investierte Geld!
Einen weiteren Teil der Miete vergibt man sich dann obendrein, wenn man versucht, klangkorrigierend mittels netter und wohlfeiler Gerätchen den Teufel mit dem Pelzebub auszutreiben. Wir haben ja gehört: "nur das Einfachste…"
Wisst Ihr, um wie viel mehr aus den Boxen rauskommt, wenn sie breitbändig konstruiert sind und ohne Frequenzweiche arbeiten?
Habt Ihr überhaupt schon probiert nur mal die Erdleitung am Netzkabel wegzulassen (auf eigene Gefahr) oder die dicken Strippen gegen Solid-Core-Kabel auszutauschen?
Nun gut - grade heraus. Ich führe jetzt einfach stichwortartig an, unter welchen Bedingungen ich Kimura's Schätzchen gehört habe:
- Abschlußstecker am offenen Ausgang des CD-Laufwerkes
- Aufstellung auf Holz, weg mit dem Metall!
- Ennemosers C 37 Lackierung der CD- Oberseite
- Anfasen der CD-Kanten mit dem Audio Desk von Herrn Gläss, schwarze Bemalung
- Anwendung des Audio Animators und Raum Animators von Artkustik
- Netzteile auf Holz- anstatt der Metallfüßchen
- Hochreine Kupferkabel, Solid-Core, für Signal und Strom mit Oyaide Steckern
- (und jetzt der Hammer für Technokraten) Tiefkühlen von Kabeln und CDs
Doch nun sind wir etwas abgeschweift. Zurück zu unseren Sakuras. Denn die Geschichte ist noch nicht zu Ende.
Während meiner ganzen Tuning-Maßnahmen wurde nämlich eine Gewissheit immer bohrender: die Geräte von 47 Laboratory skelettieren die Musik. Punkt. Das war nicht auszumerzen, das war nicht wegzukriegen. Oder wie sollte man das sonst nennen wenn Musik erklingt, aber niemand da ist, der sie spielt, wenn man Gesang hört, aber niemand ihn singt? War das der Grund, warum diese Geräte immer mit Zen in Zusammenhang gebracht werden? Doch meinem Verständnis nach ist Natürlichkeit ein essentieller Faktor im Zen!
War das nicht eher eine Karikatur von Musik? Musik von Geisterhand. Der Klang betont das Perkussive, den Anschlag einer Seite zum Nachteil des Tones selbst, die Mundbewegung zum Nachteil der Stimmbandmotorik, karikiert damit auch den Rhythmus, der surreal wird.
Mein Appetit nach Brustkörben, nach Cellokörpern, nach echten Konzertflügeln, nach Holzflöten oder auch nach Schlagzeugbatterien, die echte Töne hervorbringen, konnte nicht gestillt werden und wurde immer größer. Regelmäßig brach ich angenervt meine Hörsitzungen nach kurzer Zeit ab. Es war klar - so konnte nicht weiter glücklich gehört werden.
Und eines muss ich an dieser Stelle auch noch loswerden: die Firmen- und Verkaufspolitik von Sakura Systems in Europa ist katastrophal! Wieder Punkt.
Daher zurück zur Einleitung: jede notwendige Erfahrung im Leben hat ihren Zeitpunkt. So ist es also müßig, sich über dem Gedanken zu verzehren, warum mir die puristischen Maschinchen von Charles Altmann nicht früher aufgefallen sind.
Aber das wird eine andere Geschichte.
Hörkette:
47 Laboratory Flatfish mit Progression DAC, 47 Laboratory Gaincard, 47 Laboratory Lens und Rehdeko RK 115 AB, REL Subwoofer, OTA-Kabel, Anti-Cable, Artkustik Audio-Animator und Raum-Animator, Gläss CD- Sound Improver, C 37 Lack